Wäsche richtig und umweltfreundlich waschen - Tipps

2022-09-03 13:20:19 By : Mr. Moon Hsueh

Auch wenn es eines der alltäglichsten Dinge ist, scheidet das Wäschewaschen gelegentlich die Gemüter. Während die einen ihre Kleidung bereits nach ein- oder zweimal Tragen in den Wäschekorb legen, halten andere gegen die Konventionen – so etwa der CEO von Levi Strauss & Co., der seine Jeans über Monate hinweg nicht wäscht. Eine Einstellung, die Naturfreunde sowie Waschmuffel gleichermassen erfreuen dürfte, hingegen bei anderen auch Ekel erregen kann.

Ganz so extreme Prinzipien muss man nicht befolgen. Wenn man seine Wäsche richtig und dem Textil entsprechend wäscht, bleibt es automatisch länger schön. Wenn dabei noch die Umwelt berücksichtigt wird, hat man alles richtig gemacht. Wie das geht, wird hier in fünf Schritten beschrieben.

Bevor die Textilien in der Waschmaschine landen, können schon wenige kurze Handgriffe helfen, dass die Teile länger unversehrt bleiben: So sollten etwa Ärmel immer komplett ausgerollt werden, damit sie auch bestimmt sauber werden. Wenn Reissverschlüsse offen gewaschen werden, können sich diese leicht verformen. Aus diesem Grund sollten sie immer vorher zugezogen werden. Lange Bändel knotet man vor dem Waschgang zusammen, damit sie nicht abreissen oder sich in der anderen Wäsche verheddern.

Um nach dem Waschgang keine bösen Überraschungen zu erleben, sollte die Kleidung zuvor adäquat sortiert werden – nach Farbe, aber auch nach Empfindlichkeit der jeweiligen Stoffe.

Farbe: Besonders weisse Wäsche sollte nur mit weissen Stücken gewaschen werden, damit sie weiterhin strahlend hell bleibt. Neu gekaufte, farbige Textilien sollte man das erste Mal allein waschen, denn besonders weniger hochwertige Kleidung kann abfärben, da sie während der Produktion nicht so oft vorgewaschen wurde.

Beschaffenheit der Stoffe: Empfindliche Kleidung sollte nicht mit Kochwäsche in einer Trommel landen: Entweder leidet die empfindliche Wäsche oder aber die Kochwäsche wird nicht genügend sauber.

Gemäss einer Studie in der Fachzeitschrift «Plos One» sind seit Beginn der Produktion von Nylon und Polyester geschätzte 5,6 Millionen Tonnen Fasern aus synthetischen Textilien ausgewaschen worden. Mehr als die Hälfte davon ist in den Gewässern gelandet – ein Teil auch im Boden, indem der in Kläranlagen ausgefilterte Klärschlamm in der Landschaft weiterverwendet wird. Mikrofaserfilter für Waschmaschinen befinden sich in Entwicklung, bis dahin preisen Hersteller Wäschebeutel als praktikabelste Lösung an. Damit sollen 99 Prozent der beim Waschvorgang freigesetzten Fasern aufgefangen werden.

Ein Beitrag geteilt von Guppyfriend® (@guppyfriend)

Diese seien in der Schweiz jedoch nicht nötig, meint Bernhard Wehrli, Professor für Aquatische Chemie am Departement Umweltwissenschaften der ETH: «Das Abwasser aus der Waschmaschine läuft in der Schweiz über die Kanalisation in Kläranlagen. Dort bauen Mikroorganismen die Substanzen aus dem Waschmittel ab. Im Idealfall entsteht daraus Kohlendioxid und sauberes Abwasser.» Rund 95 Prozent aller Mikroplastikteilchen haften am Klärschlamm, der anschliessend in die Kehrichtverbrennung kommt – die Ausbringung von Klärschlamm in der Landwirtschaft ist hierzulande bereits seit 2003 verboten.

Dies bestätigt auch Denise Mitrano, Geochemikerin an der ETH Zürich: «Wir haben die Effizienz einer Kläranlage im Pilotmassstab getestet und festgestellt, dass die Entfernung sowohl von Mikroplastikfasern als auch von Nanokunststoffen recht gut ist.» Dies deute darauf hin, dass der Grossteil des Mikroplastiks nicht in die Gewässer gelangt, sondern in den abgesetzten Schlammfeststoffen enthalten ist.

«Im Prinzip sind Waschbeutel und andere Vorrichtungen, die in die Wäsche gegeben werden, nicht sehr effizient bei der Entfernung von Mikroplastikfasern aus dem Waschwasser; sie haben keine Chance, das Nanoplastik oder kleinere Mikroplastik aufzufangen», so Mitrano, die kürzlich für die Entwicklung des Verfahrens, mit dem sich Mikro- und Nanoplastik in Gewässern, Böden und Organismen nachverfolgen lässt, mit dem Marie-Heim-Vögtlin-Preis des Schweizerischen Nationalfonds ausgezeichnet wurde.

«Spezielle Wäschebeutel würde ich nur dann empfehlen, wenn Faserpelz-Kleidung regelmässig in grossen Mengen gewaschen wird», sagt Bernhard Wehrli. Denn Fleece sei ein durchsichtiger Stoff, der mehr Mikroplastikfasern abwerfe, da bei der Herstellung die Stoffoberfläche gebürstet werde, um sie weicher zu machen. Diese raue Behandlung könne zu mehr zerbrochenen Mikroplastikfasern führen, die beim Waschen freigesetzt werden könnten.

Vollwaschmittel oder Buntwaschmittel, diverse Spezialprodukte für Sportwäsche, dunkle Kleidung, Wolle oder Feines: Im Supermarktregal steht für fast jedes Kleidungsstück ein besonders geeignetes Produkt bereit. Für frische und saubere Wäsche im Schrank braucht man in der Regel aber nur folgende Produkte:

Vollwaschmittel in Pulverform sind mit Bleichmittel und optischen Aufhellern versehen, die erst bei Temperaturen ab rund 60 Grad wirksam werden. Aus diesem Grund wird damit am besten unempfindliche und vor allem weisse Wäsche gewaschen. Dazu zählen etwa Bettwäsche, Unterwäsche, Schlafanzüge, Handtücher und Geschirrtücher. Flüssige Vollwaschmittel enthalten hingegen keine Bleichmittel, da diese in flüssigen Substanzen nicht lange haltbar sind.

Auch wenn das Flüssigwaschmittel beliebter ist, da Pulver bei tieferen Temperaturen weisse Flecken auf der Kleidung hinterlassen kann, ist Pulverwaschmittel der flüssigen Variante im Bezug auf Waschwirkung vorzuziehen: Sowohl als Voll- als auch als Colorwaschmittel wäscht das Pulver effizienter, wie Stiftung Warentest belegte. Ausserdem sind die Konservierungsstoffe, welche Flüssigwaschmitteln in den grossen Flaschen zugefügt werden, schädlich für Gewässer und die Umwelt.

Buntwaschmittel, egal ob in flüssiger oder pulveriger Form, enthält weder Bleichmittel noch optische Aufheller, wodurch die Farbe der Kleidung besser erhalten bleibt. Ausserdem sorgt ein Farbübertragungsverhinderer dafür, dass sich die Farbe nicht aus den Kleidungsstücken löst und auf andere Stoffe absetzt. Damit kann jegliche Kleidung aus Baumwolle, Leinen oder Synthetik gewaschen werden.

Feinwaschmittel oder flüssiges Wollwaschmittel: Kleidung aus Seide, empfindliche Baumwollkleidung mit Naturfarben und Jacken und Mäntel aus Stoff werden mit Feinwaschmittel gewaschen, da diese weder optische Aufheller, Bleichmittel noch Enzyme enthalten. Wer viel Wollkleidung besitzt, sollte sich ausserdem ein Wollwaschmittel zutun: Da die Wollfaser dem menschlichen Haar ähnelt, ist die Zusammensetzung dieses Waschmittels mit derjenigen von Shampoo vergleichbar.

Wie sieht es mit deren Umweltverträglichkeit aus? «Waschmittel, die aus biologisch abbaubaren Stoffen bestehen, sind umweltfreundlich. Allerdings wäscht bereits reines Wasser sehr gut», sagt Bernhard Wehrli. Bei starker Verschmutzung könne man diesem natürliche Seife beigeben. Wer einen nachhaltigen Lebensstil pflege, sollte auch auf Duftstoffe verzichten. Denn diese können gemäss Wehrli schon im Spurenbereich die Lebewesen im Wasser stören.

Auch auf Weichspüler kann verzichtet werden, denn diese seien meistens überflüssig: «Sie verursachen nur Kosten und erhöhen den Chemikalienverbrauch», sagt Wehrli.

Bei der Dosierung des Waschmittels sollte auf die Empfehlungen des Herstellers geachtet werden, welche auf leichte, normale oder starke Flecken ausgerichtet erstellt werden.

Bei der Dosierung des Waschmittels lohnt sich auch ein Blick auf den Härtegrad des Wassers: Je härter das Wasser ist, desto mehr Waschmittel wird benötigt.

Für einen Normalwaschgang ist es am umweltfreundlichsten, die Trommel voll zu beladen und einen längeren Waschgang bei niedrigerer Temperatur zu wählen. Denn auch wenn auf den eingenähten Etiketten am Wäschestück vermerkt ist, welcher Waschgang und welche Waschtemperatur optimal passen, handelt es sich hierbei um Maximalangaben. 30 Grad reichen normalerweise aus, damit die meisten Keime abgetötet werden.

Bei Feinwäsche sollte die Waschtrommel hingegen nur zur Hälfte voll sein, beim Wollwaschgang weniger als halb voll. Sparprogramme für die halbe Beladung sind übrigens selten effizienter: Dabei wird zwar der Wasser- und Energieverbrauch reduziert – jedoch nicht um die Hälfte. Einmal im Monat sollte man dennoch eine Wäsche bei 60 Grad laufen lassen, denn durch das dauerhafte Waschen bei niedrigen Temperaturen können sich Keime in der Maschine bilden, die schlechte Gerüche verursachen.

Wenn das Etikett abgerissen ist oder bis zur Unkenntlichkeit verwaschen wurde, sollte man besser Vorsicht walten lassen und Buntwäsche nur bei 30 Grad waschen. Komplett weisse Wäsche wiederum kann oft auch bis zu 60 Grad aushalten.

Falls möglich, sollte auf den Wäschetrockner verzichtet werden – denn einerseits bleiben die Textilien durch das Trocknen im Freien oder in den Innenräumen länger schön, andererseits ist der Trockner ein grosser Energiefresser. Falls es dennoch einmal schneller gehen muss, sollte man darauf achten, dass keine empfindliche Wäsche im Trockner landet.

Bei Seide und Wolle etwa wird empfohlen, das Kleidungsstück nach dem Waschgang in ein Handtuch einzurollen, um dadurch die erste Feuchtigkeit aufsaugen zu lassen. Anschliessend lässt man es bestenfalls flach liegend trocknen. So verzieht sich das sensible Material nicht.

Die besten Artikel aus «NZZ Bellevue», einmal pro Woche von der Redaktion für Sie zusammengestellt: Jetzt kostenlos abonnieren.

Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG. Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von Neue Zürcher Zeitung ist nicht gestattet.